Donnerstag, 25. Februar 2016

Wachstum im Wandel Konferenz - 22.-24. Februar 2016 - Wien

Die beiden Generation Earth Mitglieder Christian und Tim besuchten die Konferenz "Wachstum im Wandel" und schildern in folgendem Beitrag ihre Eindrücke und Erkenntnisse der Konferenz.

Christian berichtet: Wie können wir an Grenzen wachsen?


Bei der Konferenz „Wachstum im Wandel“ kamen eine Vielfalt an Menschen in der Wirtschaftsuniversität Wien zusammen: jung und alt, von Student_innen über Unternehmer_innen bis hin zu Senior_innen. Mit den hochkarätigen Referent_Innen aus den verschiedensten Bereichen und Disziplinen war auch das Angebot sehr vielseitig und bereichernd. Generation Earth und der WWF haben mir  die  Möglichkeit  gegeben,  an  dieser  beeindruckenden  Veranstaltung  teilzunehmen.  Drei  Tage lang ging es um Zukunftsfähigkeit, genauer um Wohlstand und Lebensqualität. Vor die Frage, wie wir diese auch für die zukünftigen Generationen auf einer intakten Erde sichern können, stellen uns die prekären Herausforderungen des Klimawandels und des Verlusts an Biodiversität in der Welt. Und wie hängt das alles mit Wachstum zusammen?

Schon am ersten Tag war ich begeistert von der Diversität des Angebots, das an der Konferenz geboten wurde. All die verschiedenen Aspekte unserer komplexen Gesellschaft, die uns den „Wohlstand“ unseres hohen materiellen und energetischen Verbrauchs ermöglichen, spielen zusammen – entweder um Ungleichheit und Umweltzerstörung zu erhöhen, oder um endlich Lebensqualität und Sinn für alle Menschen zu stiften. Aber wie können wir alle genug, ja sogar gleichviel verdienen, wie können wir die passenden Regeln und Rahmenbedingungen dafür schaffen? In den letzten drei Tagen gaben unter anderen Vertreter der OECD, österreichische und internationale Politiker_innen, Aktivist_innen der Degrowth – Bewegung, Neurobiologe Gerald Hüther, Tim Jackson und Karl Aiginger ihre Ergebnisse, Lösungen und Vorschläge dazu preis. Bei der Vielzahl an konstruktiven Lösungen, bleibt der Nachgeschmack, dass diese Lösungen nicht einfach sein werden.

Die Schwierigkeit liegt für mich darin, wie wir Menschen alle an einem gemeinsamen Strang ziehen können, für ein gemeinsames Ziel zusammenarbeiten und den unmittelbaren Eigennutzen dabei vergessen  können,  ohne  uns  doch  selbst  zu  verlieren:  nach  dem  Blick  auf  die  technischen,  wirtschaftlichen und politischen Transformationen hin zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft bleibt für mich der zentrale und wichtigste Punkt die Transformation unserer Beziehung zur Umwelt und zu uns Menschen. Wir als „Leben, das leben will unter Leben, das leben will“, wie Albert Schweitzer schon sagte.

Dem Teams von WWF und Generation Earth möchte ich noch recht herzlich danken, dass ich dank euch diese Veranstaltung besuchen und mir viel Neues mitnehmen konnte.

- Christian

Tims Erlebnisse auf der Konferenz Wachstum im Wandel


Ich hatte das große Glück vom WWF eine Freikarte für die Konferenz „Wachstum im Wandel“ zu
bekommen. Der Name lässt das Thema schon Vermuten – es geht um Wachstum – Wirtschaftswachstum – oder eben nicht Wachstum. Die ökologischen Möglichkeiten unseres
Planten setzten dem Wachstum Grenzen, Grenzen über die wir immer mehr wissen. Mir erscheint es logisch, dass dieses Wissen unser Wirtschaftssystem ändern, neu ausrichten müsste, doch warum tut es das nicht? Warum findet keine Neuausrichtung statt? In der Konferenz wird versucht diese Frage zu beantworten, beziehungsweise auf die Frage „Was kann getan werden damit eine Neuausrichtung statt findet?“ eine Antwort zu finden.

Die möglichen Erkenntnisse, die die Konferenz bietet sind viele. Die Antworten auf die Frage der Konferenz sind unterschiedlich und häufig komplex. Falls du dich aber für das Thema wirklich interessierst und etwas Zeit hast, kannst du große Teile der Konferenz auf dem, auf der Webseite gespeicherten, Livestream nachschauen. Auf der Webseite sind außerdem etliche Artikel über einzelne Teile der Konferenz auf dem Liveblog zu finden.

In dem folgenden Text gebe ich einen Einblicks in persönliche Highlights der Konferenz, die vielleicht Gusto auf mehr machen:

Das Montagabend-Programm – eine Podiumsdiskussion zur COP21 in Paris.
Es diskutierten mit, auf dem Foto von links nach rechts zu sehen: Nebojsa Nakicenovic, Mira Kapfinger, Helmut Hojesky, Corinna Milborn, Hans Herren, Sigrid Stagl und Helga Kromp-Kolb.
(Foto © Konferenz Wachstum im Wandel/Jana Madzigon)

Im Folgenden habe ich die Kommentare einiger Mitdiskutierender sinngemäß zusammengefasst:

Nebojsa Nakicenovic (Stellvertretender Direktor und Geschäftsführer des International Institute for Applied Systems Analysis):
Wir müssen es schaffen, bis 2050 einen mit dem Ökosystem kompatiblen CO² Ausstoß zu erreichen. Wir brauchen einen neuen Gesellschaftsvertrag. Die 17 SDGs (Sustainable Development Goals) der Konferenz in Paris geben die Rahmenbedingungen dafür vor. Eine fundamentale Änderung des Systems ist notwendig, die von allen Teilen der Gesellschaft verhandelt werden muss. Einen besonderer Schwerpunkt gilt dem Finanzsektor, der sich unbedingt ändern muss. Es darf keine Subventionen mehr für fossile Rohstoffe geben.

Helga Kromp Kolb (Leiterin des Zentrums für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit an der Universität für Bodenkultur Wien):
Unsere Werte müssen sich ändern – Was ist uns wirklich wichtig?
Wir brauchen Visionen, wie wir leben wir, was wir essen, wie wir reisen,...
Es ist derzeit leichter falsch als richtig zu handeln, dass muss sich ändern. Nachhaltiges Handeln muss attraktiv gemacht werden. Denn ein weiteres quantitatives Wachstum der Wirtschaft können wir uns nicht leisten. Die Sucht nach Wachstum muss aufhören.
Auch sie plädiert für einen neuen Gesellschaftsvertrag. Alle müssen daran mitarbeiten – damit Bereitschaft zur Veränderung da ist. Politik und NGOs müssen kooperieren. Eine starke ökonomische Macht steht der Veränderung entgegen.
Überraschend ist ihre positive Stimmung zu dem Ergebnis der Klimakonferenz in Paris. Sie macht folgenden Vergleich, um zu zeigen, warum sie es so positiv aufnimmt:
Paris ist wie ein Date, das du dir mit jemanden ausgemacht hast. Lange warst du schüchtern doch endlich hast du dich getraut, auf ihn/sie zuzutreten und ein Treffen auszumachen. Am Vortag des Treffens wirst du nervös, du hoffst das er/sie nicht auf das Treffen vergisst und überlegst eine SMS zu schreiben.
Entweder du schreibst: „Hast du unser Treffen morgen nicht vergessen – wirst du kommen?“
oder: „Ich freue mich schon sehr auf morgen, ich habe mir ein super Programm überlegt was wir machen können :)“

Hans Herren (Stiftungsrat Biovision Foundation, Millennium Institute, Co-Chair des Weltagrarberichts, Träger des Alternativen Nobelpreises und des Welternährungspreises):
Es geht immer ums Geld – deswegen brauchen wir wahre Preise. In der Landwirtschaft sollte damit sofort angefangen werden, da sehr, sehr viel Geld gespart werden kann, umso früher begonnen wird, nachhaltig zu wirtschaften.
Das Geld, das wir schon haben sollten wir neu verteilen, nicht nur zusätzlich zu dem busines as
usual in nachhaltige Projekte investieren.
Visionen für die Veränderung haben wir: Die SDGs (Sustainable Development Goals). Wir müssen
sie nur mehr in den Ländern umsetzten. Sie müssen auf möglichst vielen Ebenen diskutiert werden, zum Beispiel in den Familien.

Sigrid Stagl (Leiterin des Institute for Ecological Economics, Wirtschaftsuniversität Wien):
Was ist eine Krise? Für Bankenkrisen – Wirtschaftskrisen werden hunderte Milliarden Euro ausgegeben. Die Dringlichkeit der Klimakrise muss erkannt werden. Die Klimakrise sollte wie ein
Krieg erscheinen, obwohl das ein schlechter Vergleich ist. Sie meint auf die Frage: „Wie können großen Unternehmen dazu gebracht werden, langfristig zu investieren?“ - Es braucht politische Regulierungen.

Workshop „Steps toward a sustainable Society“
In diesem Workshop am Dienstag-Nachmittag wurden uns die Initiativen Dewgroth, Wachstum im Wandel und Gutes Leben für Alle vorgestellt und wir diskutierten über konkrete Schritte, um die Welt zu einer nachhaltigeren zu machen. Eine Schlüsselerkentnis spiegelt sich in folgendem Satz wieder: „If you want to go fast, go alone. If you want to get far, go togheter.“

Am Mittwoch-Vormittag (24.2.2016) fand ein sehr interessanter Vortrag von dem Hirnforscher Gerald Hüther statt. Ein sehr guter Redner und Vortrag, es lohnt sich ihn nach zu hören ;)
Seine Aussagen waren folgende:
In Anbetracht dessen, das in den nächsten Jahrzehnten sehr viele Arbeitsplätze, er sprach von 75%, durch Maschinen ersetzt werden, sollten wir uns darauf konzentrieren, was uns von Maschinen unterscheidet – die Kreativität – und Rahmenbedingungen schaffen die möglichst viel Kreativität ermöglichen. Wann ist Kreativität möglich?
Dann wenn es den Menschen gut geht, sie nicht unter Druck sind.
Er meint das Kreativität auch aus zwei oder sogar mehr Köpfen gemeinsam kommen kann, das nennt er dann Co-Kreativität.
Co-Kreativität entsteht, wenn sich zwei Personen auf der Subjekt-Subjekt-Ebene begegnen, also offen, ohne jede Bewertung und Vergleiche kommunizieren. Den Grund warum diese Beziehung in unserer Gesellschaft selten ist, sieht er in unserem Schulsystem. Dort werden Kinder dauernd zu Objekten von Erwartung und Bewertung Erwachsener. Kinder sehen die Bewertung ihrer Handlungen als Bewertung ihrer Person und fallen so in ein Konkurrenzdenken hinein.
Seine Botschaft ist: wir sollen das Schulsystem verändern und unseren Mitmenschen anders begegnen. Menschen die sich wohlfühlen werden auch mehr Verantwortung für ihre Umwelt und Mitmenschen entwickeln – nur so kann unsere Erde ein zukunftsfähiger Ort für Menschen sein.
Die Konferenz war sehr interessant für mich, es war spannend auf wie vielen Ebenen und mit wie vielen Ideen an die Frage „Wie müssen wir uns verändern, um auf der Erde möglichst gut leben zu können?“ herangegangen wird.

Ich empfehle hier noch mal – falls du dir denkst, he voll cool ich wäre da auch voll gern dabei gewesen, schau auf die Webseite: http://www.wachstumimwandel.at/konferenz2016/ und check den Livestream aus.

- Tim

Mehr Infos zur Konferenz unter www.wachstumimwandel.at/